DIY Fototapete

Die gute alte Fototapete ist wieder da und im 21. Jahrhundert natürlich mit DIY Option! Sehr geil, man muss sich also nicht zwischen trostlosem Birkenwäldchen und kitschigem Südseetraum entscheiden, sondern ballert sich da etwas richtig nices an die Wand. Beispielprojekt: 4,00m x 2,80m, selbstverständlich Vlies, da man hier auf Stoß tapeziert und somit nichts schrumpft oder so. Mindestauflösung laut digitaldruckshop.de = 8.800 x 6.160 Pixel, laut tapeten.com = 4.000 x 2.500 Pixel (bei 2,50m Höhe). Da gehen die Meinungen also schon mal weit auseinander. Und wer den Wandschmuck bei Branchenprimus berlintapete.com (B2B) bestellt, könnte ein Motiv mit max. 1.200 dpi drucken lassen. Wenn ich das mal in meiner Bildbearbeitung ausprobiere: Das wären dann 188.976 x 132.283, also krasse 24 GIGApixel! Kann eigentlich nicht sein, oder?

Ich würde tatsächlicher eher von schlappen 72 dpi ausgehen, wenn das Schmuckstück an einer 3-4m entfernten Wand klebt. Wenn man jedoch jeden Tag direkt daran entlangläuft (im Flur o.ä.) muss man sicher nachschärfen – je näher, desto hochauflösender. 1.200 dpi sind sicher ETWAS übertrieben, aber 150 dpi dürften es wohl sein, vor allem, wenn das Motiv filigrane Details, Schrift etc. enthält. 4 m x 2,80 m ergeben bei 150 dpi: 23.622 x 16.535 Pixel, also immer noch ziemlich derbe 390 Megapixel. Bei 72 dpi sind es – zumindest nach meinen Affinity Photo-Berechnungen – 11.338 x 7.937 Pixel, 89 Megapixel. Hm. Es gibt aber Infos von den Manufakturen selbst, z.B. dieses PDF von livingwalls-cologne.de. Hier gelten 72 dpi bereits als „hohe Auflösung“. Oha. Eine weitere Quelle: Berlintapete.de. Hier lautet die Faustregel „eine Million Pixel ergeben einen Quadratmeter„. Bei 4m x 2,80m wären das also 11,2 MP. Das klingt doch schon viel besser. Ich würde trotzdem noch etwas drauflegen. Zur Sicherheit.

Wirklich nur Grobkörniges auf der Festplatte? Laut dkamera.de eignet sich zum Skalieren besonders die KI-Software Gigapixel AI. Da gibt es auch eine TryOut-Version, müsste ich noch ausprobieren. Ansonsten wird wohl Lightroom auch eine KI-Skalierung erhalten (oder hat schon?) – die verrichtet ihren Job auch sehr gut, so dkamera.de.

Doch welcher Anbieter, und es gibt Dutzende, hat denn jetzt den geilsten Preis? Meine Recherche (4m x 2,80m, Vlies) ergab diesbezüglich KRASSE Unterschiede (Preise leicht ab/aufgerundet):

  • Eurodecor-art.de: 145€, Versand: 0€
  • fototapete-online.de: 145€, Versand: 0€
  • tapeten.com: 190€, Versand: ???€
  • Digitaldruck-fabrik.de: 196€, Versand: 10€
  • betterwalls.de: 223€, Versand: 0€
  • foto.online (400×260): 229€, Versand: 0€
  • digitaldruckshop.de: 253€, Versand: 0€
  • myposter.de (405×270): 299€, Versand: 10€
  • juicywalls.com: 302€, Versand: 0€
  • bedruckte-tapete.de: 313€, Versand: 0€
  • wallprints.com/de: 313€, Versand: 0€
  • originellefotogeschenke.de: 370€, Versand: 16€
  • Photowall.de: 378€, Versand: 0€
  • Livingwalls.cologne.de: 455€, Versand: 0€ ab 99,00€ Bestellwert

145€ oder 455€ für ein und dasselbe Produkt – das ist schon ne Ansage. Deshalb habe ich auch nur die beiden Gewinner verlinkt 😉 Zum Vergleich noch eine Vliestapete von Komar (deutscher Hersteller, seit 1967) wie sie bei Amazon angeboten wird. 400 x 270 für 113€. Gab es auch schon mal für unter 100€. Und ich habe letztens (Juli ’22) eine Vlies-Tapete des französischen Herstellers Scenolia bei Amazon „geschossen“: 400 x 270 für lächerliche 25€. Das ist natürlich unschlagbar. Nur sind das halt fertige, mehr oder (meist) weniger schöne Motive. Da DIY noch nicht mal mehr kostet (außer im Vergleich zu den eben genannten Schnäppchen), gibt es eigentlich keinen Grund für Fließbandware. Und da geht für Kreative sooo viel mehr als ein Urlaubs-Schnappschuss:

  • Sucht über die Bing-Bildersuche direkt nach Giga-Motiven: Bildersuche > Filter > Bildgröße und gebt dort die gewünschte Auflösung (pi mal Daumen) ein, also z.B. 8000 x 8000 Pixel. So etwas geht bei Google nicht. Und es gibt erstaunlich viel HD-Kram im Netz. Viele der NASA/ESA Aufnahmen machen sich bestimmt gut als 12 Quadratmeter Ausdruck!
  • Ein Zwitter aus Kunst und Foto wäre Concept Art – lässt sich in der Regel EXTREM gut per Bildbearbeitung oder mit spezieller KI-Software vergrößern!
  • Wer selbst so etwas kreieren will, nutzt – wie die Profis – „Photobashing„.
  • Deutlich einfacher und wirklich für jeden zu wuppen: Fotomontagen. Beispiel: Eine schöne alte Hauswand suchen (Pexel & Co, oder einfach selbst fotografieren) und darauf sexy Holz-Rahmen plus eigene Familienfotos packen.
  • 3D-Renderings: Auch ganz simple Szenen funktionieren sehr gut als Fototapete. Ich sach‘ mal: Ambient Occlusion geht IMMER! 🙂 Da reichen schon ein paar Würfel. Wer mehr will, benutzt die Assets aus Demo-Szenen von Blender, guckt bei Blendswap oder wühlt sich durch die (kostenlosen) Daten im Marketplace von Epic/Unreal und hat ruckzuck etwas zusammengestellt (siehe Bild unten, zum Vergrößern anklicken). Und ja, die Unreal Engine kann auch große Bilder rendern (Video).

Update! Ich habe einfach mal für meine Haustür ein Motiv bestellt: 200x100cm, 25€, bei Eurodecor. Zuvor habe ich der Firma eine Mail geschickt, da die Vorschau anzeigte, dass das 1m breite Motiv 15 (!) Bahnen ergäbe. Antwort kam schnell, Hjbert heißen die Leute, die da eine GbR (!) gegründet haben. Wäre alles kein Problem, es kommt in zwei Bahnen. Wunderbar. Was dann kam, waren allerdings zwei Bahnen Müll. Ca. 40% des Motives fehlten, das als optische Täuschung angelegte Bild wurde vergrößert und somit ist das ganze Makulatur:

Links: Original. Rechts: Produkt provisorisch eingeklemmt in den Türrahmen.

Mal sehen, wie das Reklamations-Handling in dieser 2-Personen-Unternehmung funktioniert…
Stay tuned!

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