Verbrauch Echo & Co

Smart Home. Schönes Buzzword. Aber wieviel Strom verbraucht der ganze Kram eigentlich? Kann man sparen oder verballert man da eventuell kostbaren Strom ohne es wirklich zu merken (außer bei der Jahresabrechnung)? Leider gibt es viele widersprüchliche Infos, selbst der Heise Verlag hat einen Ressortleiter, der während eines „c’t uplink“ die nächtliche Abschaltung des Routers eher amüsiert – weil das ja „nur 5€ im Jahr Ersparnis“ wären. Hohoho, hihihi. Was für ein Idiot. Seine grob geschätzten „5€“, die sich der feine Herr einfach mal gönnt, interessieren natürlich niemanden. Doch das waren damals – bei 0,30 Cent pro Kilowattstunde – umgerechnet 16,7 kWh pro Jahr. Multipliziert man die mit 41 Mio Haushalten in Deutschland, sind wir bei 683 fucking GIGAwatt.

Um das einmal in Relation zu setzen: Laut NDR erzeugt „ein modernes Windrad gut zehn Gigawattstunden Strom pro Jahr.“ Oha. Ob das nur die Theorie ist oder die Zahl des Statistischen Bundesamtes berücksichtigt, nach der die Windkraft-Anlagen 2021 nur zu 21% ausgelastet waren, will ich jetzt nicht nachrechnen.

Jetzt malen wir mal mit dem dicken Stift und benutzen einfach die o.g. Zahlen: Wenn Router also bundesweit zwischen 0:00 und 7:00 mit simplen Zeitschaltuhren vom Netz genommen würden, wären das:

7 Stunden von 24 = 29% = 683 Gigawatt – 29% = ca. 485 Gigawatt. Das ist eine Ersparnis von 198 Gigawatt pro Jahr, beziehungsweise 20 Windräder. Die sehen auf den Sonnenuntergangsbildern (siehe Titelbild) immer so niedlich aus, aber das sind Stahlbeton-Stalagmiten so hoch wie der Hamburger Fernsehturm. Wer mal unter ihm stand (er steht seit Jahrzehnten leer, weil die Treppen dank einer „neuen“ EU-Richtlinie zu schmal sind) und hoch sah, dem gibt das sicher zu denken. Davon also 20 Stück – und alle mit gigantischen Rotorblättern. Uff.

Dazu kommen natürlich noch die 62,6 Millionen Smartphones (ca. 30 Watt pro Aufladung = 62,6 Mio x 30W, alle 2 Tage = 343 Gigawatt). Tablets, Konsolen im Standby und eben das „Internet der Dinge“.

Was hier den Durchblick sehr erschwert: Im Internet schwirren wirklich KOMPLETT unterschiedliche Daten herum. Das österreichische Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) gibt zum Beispiel den Stromverbrauch eines Echo Dot (4. Generation, die Kugel) mit 0,1 Watt an. Das ist kompletter Quatsch. Dazu reicht ein Blick auf die Amazon-Seite: Hier geht es zwar um die 3. Generation (der Puck), doch der minimale Standby Verbrauch („vernetzter Bereitschaftsbetrieb“) wird mit 1,4 Watt angegeben. Das sind verträumte 1300 Prozent mehr. Facepalm.

Hier ein Video, das sehr genau zeigt, was die 4. Generation in unterschiedlichen Situationen verbraucht:

Wer also drei Echo Dots 24/7 in Betrieb hat – und das ist kein ungewöhnliches Szenario, dafür wurden die Dinger ja im Grunde gebaut – verbraucht bereits im Leerlauf (!) 37 kWh pro Jahr = knapp 15€ (bei 40 Cent/kWh). Für nichts. Und wie gesagt: Jetzt nicht an die 1,22€ im Monat denken, sondern an bis zu 240 meter hohe Stahlbeton-Ungetüme. Was deren Konstruktion bedeutet, hat eine ganz wunderbare Professorin beim ganz und gar fürchterlichen Lanz dargelegt. Wobei ich ergänzen möchte, dass mit den „90%“ die offiziell recycelt werden (können), in erster Linie der Stahlbeton gemeint ist. Den kann man aber nur sehr eingeschränkt weiterverwenden – alter Beton lässt sich nicht in High-End-Beton verwandeln, wie er u.a. für solche Anlagen gebraucht wird. Der darin gebundene Sand (kostbar, heuzutage!) ist weg.

Auch ein Smart Plug ist nicht einfach ne Steckdose in der Steckdose: Das Gerät von Amazon ist nicht nur ungewöhnlich teuer, groß und funktionsarm – es verbraucht fast 1 Watt; und das, wenn man es lässt, 24/7, 365 Tage im Jahr. Im Standby. Macht 8,8 Kilowatt und bei 40 Cent/kWh zusätzliche 3,50€ pro Jahr.

Vorsicht im Offline-Modus!

Was mich auch überraschte: Wenn der Router OFF ist, fangen alle Geräte natürlich an, das WLAN zu suchen. Was das bedeuten KANN, zeigt dieser Clip:

WTF: Meross Smart-Plug bei ausgeschlatetem WLAN = 2,36 Kilowatt?!

Ich messe daher gerade diverse SmartHome-Gadgets mit meinem ELV 8000 durch, um auf Nummer Sicher zu gehen. Auch und gerade im Offline-Modus. Ziemlich nützlich sind ja zum Beispiel die dimmbaren WiFi-Lampen: Die sparen durchaus Geld, weil 10-20% Helligkeit oft reichen, um das Wohnzimmer auszuleuchten und man nur bei Bedarf und auf Zuruf die vollen 8 (oder was auch immer) Watt rausballert. Doch was passiert im Standby und im Offline-Modus? Zwei Beispiele:

Xiaomi 8 Watt, E27:
Standby (=Aus) 0,24W
Offline 0,5W

LEDvance (ehem. OSRAM) 4,9 Watt, E14:
Standby (=Aus) zw. 0,000 und 0,1W
Offline 0,4W

Sieht also so aus, als würde eine ausgeschaltete LEDvance bei deaktiviertem Wlan das Vierfache an Strom saugen. Auf niedrigem Niveau, aber trotzdem doof. Wer also, wie ich, per Zeitschaltuhr seinen Router in der Nacht ausschaltet, sollte genau nachrechnen – ggf. werden die gesparten 6W/Stunde (Fritzbox 7530) von der WiFi-Suche diverser „Smart“-Geräte locker aufgefüllt. Dann müsste man also einmal durchs Haus gehen und Lichtschalter bzw die Schalter der Steckdosenleisten betätigen. Oder den/die Hauptschalter im Sicherungskasten betätigen – solange kein Kühlschrank oä betroffen ist – warum eigentlich nicht?

Hier mal eine Übersicht über MEINE Butze und was ich jede Nacht (!) sparen würde, wenn ich alles deaktiviere, sobald der Router ausgeschaltet wird (0:00 – 7:00):

  • Router = 42 Watt
  • 4x Xiaomi = 14 Watt
  • 3x LEDvance = 8,4 Watt
  • 3x Echo Dot (3. + 4. Gen) = 21 Watt

Das sind dann schon mal 85,4 Watt. Pro Jahr: 31,2 kWh. Dazu kommen ein Xiaomi Saugroboter, Xiaomi Heißluftfriteuse und natürlich TV, Ladegeräte, und und und. Wlan-Steckdosen habe ich direkt aussortiert, IMHO komplett unnützes Zeug, das nur unter sehr speziellen Bedingungen etwas bringt; vllt um einen Standventilator zu schalten, wenn sich die nächste Steckdose hinter einem Sofa und der Einschaltknopf NICHT am Gerät befindet. Also wirklich nur unter EXTREM speziellen Bedingungen…

(under construction)

Hinterlasse einen Kommentar